Die Lehrerfamilie Schässburger

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Die Lehrerfamilie Schässburger

(Beitrag von Hedi Kirchner und Günther Schässburger)

Ingrid Schässburger wurde 1934 als dritte von vier Töchtern des Ehepaars Lingner in Schäßburg geboren. Die schöne Zeit, die sie in ihrer Kleinunternehmerfamilie verbrachte, wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Es folgte ein von Entbehrungen und Leiden geprägter Lebensabschnitt: Einzug des Vaters in den Krieg, Besetzung Schäßburgs durch die russischen Truppen, Enteignung, nach der Rückkehr des Vaters aus dem Krieg dessen Inhaftierung und Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeerkanal.

Ingrid Schässburger besuchte die deutsche Bergschule in Schäßburg, wo sie das Abitur und ihren Abschluss als Lehrerin machte.

Ingrid Schässburger

1952 bekam sie in Engelsbrunn eine Lehrerinnenstelle zugewiesen. Für sie bedeutete das Umziehen einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben: aus den Bergen Siebenbürgens in die weite Ebene des Banats, aus dem evangelischen Umfeld in eine katholische Gegend, aus einer Stadt in ein bäuerliches Dorf - mit 18 Jahren ein Neubeginn mit nur einem Koffer in der Hand.

Sie wurde von den Dorfbewohnern herzlich aufgenommen, von der deutschen Lehrerschaft schnell integriert und lernte dazu noch ihren zukünftigen Ehemann dort kennen. Sein Name - Andreas Schässburger- sollte sie zeitlebens an ihre Heimatstadt erinnern. So wurde Engelsbrunn schnell zu ihrer zweiten Heimat

Ingrid Schässburger unterrichtete in einer Übergangszeit (den damaligen Umständen der Nachkriegszeit geschuldet) Russisch. Um in den oberen Klassen (5-8) unterrichten zu können, machte sie im Fernstudium das Staatsexamen am Pädagogischen Institut in Bukarest und war dann hauptsächlich für den Deutschunterricht an der Engelsbrunner Schule verantwortlich.

Ingrid Schässburger engagierte sich stark im kulturellen Bereich und zeigte großes Interesse am Brauchtum und an der Engelsbrunner Mundart. Zu erwähnen wären  die Leitung der Tanzgruppe, die Organisation der Theaterbesuche für alle Interessenten des Dorfes Dorf im Arader Staatstheater bei Auftritten des deutschen Theaterensembles aus Temeswar sowie das Sammeln von typischen Engelsbrunner Sprüchen und Redensarten. Unter ihrer Regie wurde ein Theaterstück aufgeführt, in dem Lehrer der Schule zusammen mit jugendlichen und erwachsenen Dorfbewohnern mitwirkten.

Nach der Aussiedlung in die Bundesrepublik hat Ingrid Schässburger an der Grundschule in Möglingen unterrichtet und hat sich auch dort schnell die Anerkennung für ihr kulturelles Engagement (z.B. Leitung des Schulchores) erworben.

Ingrid Schässburger verstarb im Alter von 77 Jahren nach längerer Krankheit. Sie hat bei mehreren Schülergenerationen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was auch heute noch in Gesprächen mit ihren ehemaligen Schülern zum Ausdruck kommt.

Tanzgruppe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Andreas Schässburger wurde 1930 als drittes Kind (von vier) im kleinen Dorf Arbegen in Siebenbürgen geboren. Seine Kindheit verbrachte er in dieser bäuerlich geprägten Umgebung weitgehend unbeschwert, bis die Ereignisse um den zweiten Weltkrieg die Dorfidylle zerstörten. Der Vater zog an die Front, von wo er nicht wieder zurückkehrte. Damit übernahm der Großvater die Erziehung der vier Kinder. Nach dem Krieg wurde die Familie enteignet und musste eine schwere Zeit durchstehen.

Andreas Schässburger

Trotz aller Schwierigkeiten der Nachkriegszeit ermöglichte die Familie ihm die Ausbildung zum Musiklehrer, wohl weil man seine musikalische Ader erkannt hatte. Als Lehrer wurde er der Schule in Glogowatz im Banat zugeteilt. Er lernte seine zukünftige Ehefrau Ingrid Lingner kennen und zog nach Engelsbrunn, wo er fortan hauptsächlich Musik unterrichtete und berufsbegleitend ein  Fernstudium der Musik am Konservatorium in Klausenburg absolvierte.

Aufgrund seiner offenen und geselligen Art kam er als (evangelischer) Siebenbürger Sachse im katholischen Banat gut zurecht und erarbeitete sich schnell die Anerkennung der Dorfbewohner. Seine bäuerliche Herkunft hat er dabei nie vergessen, und sie half ihm, die Bewirtschaftung des großen Gartens wahrzunehmen, für die damalige Zeit überlebenswichtig.

Für Andreas Schässburger gilt: Musik war sein Leben. Er nahm nicht nur die Verantwortung für den Musikunterricht an der Engelsbrunner Schule wahr, sondern leitete auch zeitlebens den Schulchor und das Schulorchester, die er bei zahlreichen Veranstaltungen dirigierte. Zudem setzte er unzählige Musikstücke in Notenpartituren um, da zur damaligen Zeit die benötigten Partituren nicht einfach im Musikgeschäft gekauft werden konnten.

Andreas Schässburger

Nebenbei zeigte Andreas Schässburger auch eine Begabung beim Schreiben, Einüben, und Aufführen von volkstümlichen Theaterstücken, die sehr gut beim  Engelsbrunner Publikum ankamen.

Da es in den Familien der Banat-Deutschen sehr verbreitet war, den Kindern ein Musikinstrument beizubringen, gab Andreas Schässburger auch privat viel Musikunterricht, womit die immerwährend schmale Haushaltskasse aufgebessert werden konnte, um über die Runden zu kommen. Viele ehemalige Schüler werden sich an seine strenge Art der Unterrichtung erinnern, wobei dies bei nicht wenigen auch zu guten Erfolgen geführt hat.

Andreas Schässburger ist sehr früh (im Alter von 47 Jahren) an einem Herzinfarkt im Zug während der Rückfahrt von einem Besuch in Arbegen, seinem Heimattorf, verstorben.

Zurück bleibt die Erinnerung an jemanden, der das Musikleben und das Schulleben allgemein in Engelsbrunn maßgeblich geprägt hat.

Tanzgruppe