Unser Lehrer Peter Maurer

Peter Maurer

(Beitrag von Josef Dittiger für das "Engelsbrunner Heft", Dezember 2004)

Als ich im Engelsbrunner Friedhof auf einer Bank saß und den Grabstein von Herrn Lehrer Peter Maurer sah, kam mir so manches in den Sinn. Am 16.02.2004 sind es genau 25 Jahre, dass unser ehrenwürdiger Lehrer verstorben ist.

Peter Maurer wurde geboren am 17.12.1896 in Deutschbentschek, Kreis Rekasch. Die Eltern: Peter Maurer, geboren 1856 in Bruckenau, Kreis Rekasch und Eva Maurer, geborene Reinbold , geboren 1871 in Deutschbentschek, Kreis Rekasch.

In den Jahren 1903-1907 ging Peter von der 1. Klasse bis zur 4. in die Volksschule von Deutschbentschek. Von 1907-1911 ging es nach Großsanktnikolaus zur Bürgerschule. Da er ein guter Schüler war, haben sich seine Eltern dafür entschlossen, ihn in eine höhere Schule zu schicken. Im Herbst 1911 bis 1916 ging  es nach Csaktornya/Ungarn in die Lehrerbildungsanstalt. Nebenbei wurden die guten Schüler von 1915-1916 in die Kadettenschule (Offizierschule) in Ungarn versetzt, denn es war Krieg und man brauchte Offiziere.


Am 15.05.1916 war Peter bis zum Kriegsende 07.12.1918 Leutnant in der ungarischen Armee. Nach dem 1. Weltkrieg und nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie, wurde ein großer Teil vom Banat Rumänien zugesprochen, darunter auch die Banater Gemeinde Deutschbentschek.

So kam Peter zurück in seine Heimat nach Deutschbentschek. Da der Krieg sehr viele Opfer abverlangte, hat es auch in der Engelsbrunner Gemeinde zugeschlagen und dabei Lehrer Nandor Seitz und Mathias Schuch getroffen. So musste die Engelsbrunner röm.- kath. Volksschulbehörde einen Antrag bei der staatlichen Schulbehörde stellen, um einen Volksschullehrer anzuweisen. Am 01.02.1919 meldete sich Peter Maurer bei der Engelsbrunner Schulbehörde und er wurde als Hilfslehrer bis 15.05.1920 eingestellt. Die Volksschulbehörde der Engelsbrunner konfessionellen röm.- kath. deutschen Volksschule stellten dann am 15.05.1920  Herrn Peter Maurer als Lehrer ein.

Vom 01.02.1919 bis 25.11.1920 lernte der junge Lehrer Peter natürlich auch die Engelsbrunner Jugend kennen und so auch die Mädchen. Am 25.11.1920 sprach er das „JA" Wort am Altar zu Anna Steingasser, geboren am 08.10.1904 in Engelsbrunn aus. Das junge Ehepaar lebte gegenüber der Schule im Haus Nr. 102.

Der junge Lehrer nahm auch seine Eltern aus Deutschbentschek nach Engelsbrunn und dort lebten sie gemeinsam. Die Schwiegereltern hatten eine größere Bauernwirtschaft und wohnten nebenan in Haus Nr. 101. 

Am 31.05. l922 war für die junge Familie Maurer ein großer Tag, denn es meldete sich der Stammhalter Johann an; Es wurde der erste Sohn geboren.

Am 25.11.1923 bei einer Sitzung der Schulkommission wurde Lehrer Peter  Maurer als Kantor in der röm.- kath. Kirche in Engelsbrunn eingestellt.

Ja, die Freude war groß für den jungen Lehrer, denn die Engelsbrunner haben ihn in die Gemeinschaft aufgenommen. Er war ein guter Lehrer und jetzt konnte er auch noch als Kantor in der Kirche sein Können zeigen. Jeden Morgen mussten alle 7 Klassen um 07: 30 Uhr in den Gottesdienst gehen. So wurden auch die, die besser singen konnten, für den Chor auserwählt, die neben dem Kantor singen durften. Am 07.12.1923 kam noch eine große Freude bei der jungen Familie Maurer, denn der zweite Sohn wurde geboren und wurde auf den Namen Josef getauft. Der junge Lehrer wurde immer beliebter bei der Engelsbrunner Bevölkerung und die Familie war sehr glücklich. Da Engelsbrunn ein Dorf war, das sich mit Landwirtschaft beschäftigte, hatte sich der Lehrer entschlossen, im Jahr 1932 eine Konsumgenossenschaft zu gründen. Diese bestand aus einem Laden, Milchhalle und Gaststätte. Herr Maurer wurde zum Vorsitzenden der Genossenschaft von 1932 bis 1947 gewählt. Danach bestand die Genossenschaft nicht mehr. So kam eins nach dem anderen. Er war ein Mensch, den jeder mochte.

Da er Leutnant war, wurde er von 1933-1945 bis zu seiner Internierung zum Kommandant der freiwilligen Feuerwehr von Engelsbrunn ernannt. Es folgte ein frohes Ereignis nach dem anderen bis zum 28.01.1934 als seine Mutter, Eva Maurer verstarb. Sie wurde im Engelsbrunner Friedhof beerdigt. Peter war ein guter und strenger Lehrer. Er setzte seine ganze Kraft in die Ausbildung der ihm anvertrauten Kinder. Seine höchsten Gebote waren: Disziplin, Ordnung und Reinlichkeit.  Am 20.11.1935 kam ein Schreiben von der Schuldirektion, unterschrieben von Bischof Augustin Pacha aus Temeschburg. Die staatliche Schulbehörde betraute den Lehrer Peter Maurer als Schuldirektor der konfessionellen röm.-kath. deutschen Volksschule von Engelsbrunn. Als Direktor war er für die Schulleitung verantwortlich. Die Schulaufsicht wurde weiterhin vom jeweiligen Ortspfarrer als bischöflicher Orts- schulaufseher ausgeübt.

Der Direktor hat sich in allen wichtigen Schulahngelegenheiten mit dem Ortsschulaufseher in Verbindung gesetzt und im Einvernehmen mit diesem zu verfahren, damit  sein Beruf im Geiste der Vorschriften der staatlichen und kirchlichen Schulbehörde und der konfessionellen röm.-kath. deutschen Volksschule ausgeübt werden kann.

Da Herr Maurer in einem Dorf lebte, wo die Hauptbeschäftigung die Landwirtschaft war, hatte er die Gelegenheit an einer Fortbildungswoche teilzunehmen. Diese fand an der Banater Deutschen Landwirtschaftlichen Winterschule v. 14.-17-04-1936 in Voiteg statt. So mancher wird sagen, wie war ihm das alles nur möglich? Ja, das kann ich bestätigen, denn da war ich auch schon Schüler der Engelsbrunner Volksschule. Sein Dienst begann morgens um 7:30 Uhr als Kantor an der Orgel in der Kirche. Der Unterricht in der Schule war von 8 Uhr bis 13 Uhr und am Nachmittag von 14 Uhr bis 16 Uhr. Nebenbei war er auch Vorsitzender der Genossenschaft, Kommandant der freiwilligen Feuerwehr und in der Schulkommission.

Man fragte sich, wo blieb seine Freizeit und Familie, denn auch Sonntags musste er in 3 Messen Orgel spielen. Das war noch nicht alles, denn es kam noch die deutsche Volksgruppe, wo der Herr Mauerer auch beteiligt war. Die Zeiten wurden politisch immer schlimmer. Die jungen Männer mussten  zur Armee, anfangs  zur  rumänischen und  später  zur deutschen.  Herr Maurer musste dazu auch noch in der Ortsleitung tätig sein. Am 23.08.1944 kam der Umsturz in Rumänien und Herr Maurer wurde verhaftet. Er wurde nach Traut in ein Internierungslager gebracht. 1945  wurde  er  nach Caracal  an den Donaukanal  geschickt und  1946 wurde  er entlassen. 

Das Jahr 1945 war für die Familie Maurer ein schweres Jahr, denn auch beide Söhne sind als Soldaten in den Krieg gezogen und es bestand keine Verbindung zu ihnen. Am 07.04.1945 ist auch noch der Vater von Peter Maurer verstorben. Für Frau Maurer waren es schwere Zeiten. So kam am 09.05.1945 das Kriegsende und es begann auch das Hoffen auf Nachricht von den Söhnen und Entlassung des Herrn Lehrer. Es kam aber noch schlimmer, die traurige Nachricht kam von Deutschland, dass Sohn Johann den Heldentod gefallen sei.

Der Lehrer wurde am Donaukanal wie ein Schwerverbrecher verurteilt, weil er ein Deutscher war. Gott sei Dank kam endlich die Nachricht vom Sohn Josef, dass er noch am Leben sei und bald danach kehrte er in die Heimat Engelsbrunn zurück. Endlich kam auch unerwartet Herr Lehrer Maurer 1946 nach Hause. 

Peter Maurer

Aber wenn einer geglaubt hat er würde sich jetzt auf den faulen Hintern setzen, der irrte sich. Da es an Lehrern mangelte, konnte er seinen Beruf in der Engelsbrunner Schule als Professor bis  30.09.1949 ausüben. Vom 01.10.1949 bis 15.01.1957 war er Professor der deutschen Schule Nr.6 in Neuarad. Ab 01.02.1957 war Herr Maurer als Pensionär eingetragen, aber er blieb nicht zu Hause, denn er wurde sofort an der deutschen Mittelschule Nr.4 in Arad verpflichtet als Professor weiter zu machen. Dort wurde er für eine halbe Norm vom 01.10.1957 bis 31.03.1958 als Bibliothekar eingestellt.

Da in Engelsbrunn ein landwirtschaftliches Staatsgut war, unterstützte er für 2 Monate von 01.04. bis 31.05.1958 als Buchhalter so manchen Chef mit den schriftlichen Arbeiten. Am 15.06.1958 ging‘s schon wieder weiter bis 31.03.1959 als Kassierer im Kulturheim von Arad. Im Engelsbrunner Staatsgut stimmte  schon  wieder  die  Buchhaltung nicht, deshalb wurde er vom 25.1.1959 bis  01.03.1960 als  Buchhalter eingestellt. In der Engelsbrunner Schule fehlte der Sekretär und wieder musste Herr Maurer von 01.06.1960 bis 31.08.1960 und von 01.11.1961 bis 01.11.1962 einspringen. In der Nachbargemeinde Glogowatz war ein Professor ausgefallen und auch dort musste er von 01.03.1963 bis 01.10.1964 die Vertretung übernehmen.

Nachdem Frau Maurer glaubte, jetzt sei Schluss, fielen in der Engelsbrunner Schule Stunden aus und er musste wieder vom 01.10.1964-30.06.1966 und vom 15.09.1966-31.07.1967 mit einer halben Norm als Matheprofessor eingreifen. Endlich war Schluss mit der Arbeit und er musste sich daran gewöhnen Pensionär zu sein. Fast jeden Tag sah man ihn  unterwegs im Dorf und er sprach mit den Leuten,  ob es Deutsche, Rumänen oder Ungaren waren, denn er sprach alle drei Sprachen perfekt.

Wer Auskunft brauchte, bekam von Herrn Maurer immer die richtige Antwort. So kam das Jahr 1979 und niemand dachte, dass dieses das Ende eines geliebten Mannes sei. Am 16.02.1979 ist unser Lehrer verstorben und er hatte das größte Begräbnis in Engelsbrunn. Es war ein großer Schmerz für die Gemeinde.  

Jeder der konnte, war anwesend:  die Lehrerschaft, die Kinder, der Kirchenchor, die Feuerwehr vom Staatsgut und die LPG. Sein Grabstein im Engelsbrunner Friedhof erinnert uns an ihn. Als seine ehemaligen Schüler sind wir stolz auf unseren Lehrer Peter Maurer. Viele Engelsbrunner, Wiesenheider, Kreuzstädter, Segentauer und Neu Arader, die ihn als Lehrer hatten, sind ihm dankbar, für das, was er ihnen beigebracht hat: Wissen, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit; vor allem aber den Glauben an uns selbst.

Er sagte immer: „Alles kann man euch wegnehmen, aber das, was der Mensch gelernt und im Kopf hat, kann ihm niemand nehmen. Darum lernt, denn ihr lernt nicht für mich, sondern für euch. Ich musste in eurem Alter auch lernen!" Heute könnte Peter Maurer sicher sein, dass die von ihm betreuten Schüler, ihrem Lehrer, Respekt und Anerkennung erwiesen hätten und für seine umfassenden Leistungen hohes Ansehen zeigen würden. Man behält ihn in lieber Erinnerung. Möge er ruhen in Frieden.