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Geschichte

Gründung 

Vor der Österreichischen Kolonialisierung 1766 gab es in dem im Ried gelegenen Walachenort (bei der heutigen Ziegelei) einige Häuser. Die Einwohner sollen Rumänen gewesen sein, möglicherweise Zigeuner. In den Jahren 1760-1766 sollen sie teils nach Kleinsanktnikolaus, teils nach Lippa übersiedelt (worden) sein. Die Häuser fielen wahrscheinlich zusammen oder sie wurden abgetragen. Sie bildeten keine geschlossenes Ortsbild, sondern sie waren in einer Linie entlang der Marosch aufgereiht. Der neue Ort entstand unweit dieser Häuser. 

Bis 11. September 1766 hatte man in Kisfaluda 97 Kolonistenfamilien mit 352 Personen zu Ansiedlung angewiesen. Von den für Ansiedlung vorgesehenen Personen waren Ende 1766 bereits 13 verstorben. 

 

Herkunft der Kolonisten 

Die Ansiedler kamen vornehmlich aus dem Trierischen (Rheinland), Lothringen, Luxemburg, dem Saarland und dem Reich. Insgesamt wurden in Engelsbrunn 104 Familien mit etwa 500-600 Personen angesiedelt. 

 

Namensgebung der Gemeinde Engelsbrunn 

Der ursprüngliche Namen für den Ort, wo sich das heutige Engelsbrunn befindet, war wohl Kisfalu(da), was ungarisch „kleines Dorf“ bedeutet. 1768 wurde in einer Bittschrift an die Banco Hof Deputation angesucht, dem Ort den deutschen Namen „Engelsbrunn“ zu geben. Der Gründer, Josef Neumann hatte nämlich auf den Brunnen in der Mitte des Dorfes einen Engel stellen lassen. Er sollte das Wasser schützen. Heute noch steht im Park vor der Kirche, auf dem ehemaligen Brunnen, ein Postament mit einem Engel aus Blech obenauf. 

Zwischen 1867 und 1918 trug das Dorf im Zuge der Magyarisierung den ungarischen Namen Angyalkut. Nach 1918 verwendete man offiziell wieder den Namen Engelsbrunn, ab 1948 erhielt es den Namen Fintinele (rumänisch: Brunnen) 

 

Bevölkerungsentwicklung 

Die anfängliche Zahl von Einwohnern verdoppelte sich bis zum Jahre 1811 und erreichte 1940 einen Wert von 2080, wobei der prozentuale Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung von ursprünglich 100% sich zwischen 88% und 95% einpendelte. 

Nach dem Beginn des zweiten Weltkrieges 1940 begann in Engelsbrunn die deutsche Bevölkerung abzunehmen. Viele Männer mussten in der rumänischen Armee Dienst leisten. 19434 wurden 145 Männer zum Wehrdienst in der deutschen Armee eingezogen. Von den 145 Männern sind 49 gefallen. Viele gerieten in Gefangenschaft und wurden nach Deutschland entlassen. Im Januar 1945 wurden 161 Personen nach Russland verschleppt, 42 davon starben. Von den nach Russland verschleppten wurden einige nach Deutschland entlassen. 

Da im Frühjahr 1945 die Deutschen in Rumänien enteignet wurden, sahen viele keine Zukunft mehr in der Heimat und blieben in Deutschland oder zogen nach Amerika. So begann nach und nach die Auswanderung. Zuerst versuchten jene auszuwandern, die in Amerika geboren und amerikanische Staatsbürger waren. 

Die nächsten waren die Lehrer. Offensichtlich erhielten sie bevorzugt Ausreisegenehmigungen, um so einen Grund zu schaffen, die deutschen Schulen beziehungsweise den deutschsprachigen Unterricht immer mehr auszudünnen. 

In den 70er Jahren, bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, gehörte Rumänien zu den Mitunterzeichnern des Abkommens von Helsinki, das die Ausreise ermöglichte, wenn verwandte 1. Grades im Ausland, also auch im Westen wohnten. So begann die Familienzusammenführung. Es waren aber nur wenige, die die Ausreise erhielten. 

Die große Abwanderung begann mit den Besuchern in der Bundesrepublik, welche nicht mehr zurückkehrten und die Familien dann nachholten. Jeder versuchte, auf irgendeine Weise freizukommen. Manche kauften sich mit Geld frei – es wurden beträchtliche Summen gezahlt, um den Pass zu bekommen. 

Im Dezember, nach dem Sturz von Ceausescu, ging es schnell bergab mit der deutschen Bevölkerung in Engelsbrunn. Heute leben in Engelsbrunn nur noch ganz wenige Deutsche, da viele die Heimat verließen, die bisher nie vor hatten, auszuwandern.

Hinweis: Der vorangegangene Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Anna und Johann Groß zusammengestellt und ist ein Extrakt aus der 1993 veröffentlichten Monographie. Das Buch ist bestellbar bei Johann Groß, Seidererstr. 9, 86167 Augsburg. 

 

Auswanderungswelle nach Amerika 

Ein Sonderkapitel in der Bevölkerungsentwicklung von Engelsbrunn (sowie der meisten Gemeinden im Banat) stellt die Auswanderungswelle nach Amerika Anfang des 20. Jahrhundert dar. In den Passagierlisten der Auswandererschiffe, die von Europa aus Kurs auf USA und Kanada nahmen sind ca 500 Passagiere dokumentiert, die Engelsbrunn verlassen haben. Die Listen wurden aus dem Englischen übersetzte (Quelle: "Emigration from Banat in the National Archives Ship Records", Extractions by David Dreyer - of San Mateo, California) und können im PDF- und EXCEL-Format geladen werden.  

Liste der Auswanderer (PDF-Format)

Liste der Auswanderer (EXCEL-Format)