Die Engelsbrunner Faschingszeit – Ballzeit und Unterhaltung
(Beitrag im Heft 2005 von Anna Stefan geb. Dittiger / Würzburg)
Die Höhepunkte in der Faschingszeit waren die Unterhaltungen bei Musik und guter Laune auf verschiedenen Veranstaltungen : Kinderball, Maskenball, Elternball, Männerball, Nowelball und Binglball.
Kinderball, Maskenball
Zum Kinderball kamen alle Kinder ob groß oder klein und drehten ihre Tänzchen, jeder auf seine Art, nach den Klängen der Musik. Die Kinder hatten großen Spaß daran, denn sie waren ja der Mittelpunkt im Saal, da sie zu den anderen Bällen keinen Zutritt hatten.
Alle Eltern, Verwandte und Bekannte, sowie Schaulustige hatten auf den Bänken ringsum Platz genommen und bewunderten ihre Sprösslinge, wie sie im Takt der Musik hüpften und stampften. Es sah recht lustig aus, da den meisten Kindern das Tanzen ja noch fremd war.
Die Kinder waren sehr festlich gekleidet. Es gab auch den „Kindermaskenball“ wo die schönsten Kostüme prämiert wurden. Man staunte nicht schlecht, was da alles an Kostümen vertreten war : Cowboy, Pirat, Räuber, Seemann, Bauer, Knecht, Magd oder auch Sänger.
Jedenfalls war es nicht einfach die Preise für die besten Kostüme zu ermitteln, die am Ende der Veranstaltung verteilt wurden.
Noch auf dem Nachhauseweg wurde viel diskutiert und kritisiert wegen der Preisverleihung, da jedes Kind mit viel Mühe der Eltern gekleidet worden war und daher einen Preis verdient hätte.
Die Kinder waren froh, dass ihr „Maskenball“ gelungen war und sie planten schon, als was sie im nächsten Jahr erscheinen würden.
Elternball
Der Elternball wurde von der Schulleitung organisiert.
Es war auch eine Gelegenheit sich mit den Lehrern auch außerhalb der schulischen Probleme zu unterhalten.Da weder Jugendliche noch Ehepaare ohne Schulkinder dabei waren, konnten die Eltern mal richtig das Tanzbein schwingen und sich prächtig unterhalten.
Manch einer zeigte sich von seiner humorvollen Seite und es wurden viele Späße und Witze gemacht. Bei den Klängen der Musik zu Walzer, Polka und Tango wurde getanzt und gelacht, ans Heimgehen hat niemand gedacht.
Zu später Stunde, als so manches Gläschen Wein schon geleert war, landete so mancher Tänzer auf dem Tisch und setzte dort sein Tänzchen fort. Schade, dass der Wirt die Sperrstunde einhalten und man sich trennen musste, jedoch hatte man sich vorgenommen nächsten Fasching wieder so zu feiern.
Männerball
Hier durften alle Ehepaare teilnehmen und die Männer waren die Hauptpersonen.
Dabei konnten sich die Männer beim Tanzen so richtig austoben.
In festlicher Kleidung ging man in den Tanzsaal, der ebenfalls festlich geschmückt war. Der Wirt sorgte für das leibliche Wohl. Das Essen wurde während der Tanzpausen eingenommen, wobei man sich hier richtig unterhalten und lachen konnte.
Als der Wein schon seine Wirkung zeigte, da konnte so mancher, der vorher nie das Talent zum Singen hatte, plötzlich singen. Gewöhnlich klang das Lied dann so: "Ja, ja der Wein ist gut, ich brauch kein‘ neuen Hut, ich setz‘ den alten auf, bevor ich Wasser sauf".
Viele mussten sich auf dem Nachhauseweg am Arm der Frau stützen um sicher das Haus zu erreichen. Es war eine Unterhaltung , die das ganze Jahr in Erinnerung blieb mit dem Wunsch – noch einmal jung zu sein.
Nowelball
Dieser Ball war für die Jugend bestimmt. Er war wirklich nobel. Der Saal war mit bunten Girlanden geschmückt und alle waren festlich gekleidet. Hier waren meistens die Paare der letzten Kirchweih sowie andere junge Paare dabei.
Die Jungen mussten schon einige Zeit im voraus die Eltern des Mädchens um Erlaubnis bitten mit der Tochter zum Ball gehen zu dürfen.
Am Abend des Balls trafen sich die Paare in einem Nebenraum des Tanzsaals und marschierten bei Marschmusik in den Tanzsaal . Im Saal wurde ein wunderbarer Aufmarsch dargeboten, der meistens von einer Lehrkraft einstudiert wurde. Die ersten Tänze galten nur den Paaren. Der Saal war voll besetzt und es fehlte nicht an Lob und auch an Kritik.
Nach einigen Tänzen gingen die Mädchen heim um sich umzuziehen. Nun begann der Tanz für alle. Der Saal war von Zuschauern so überfüllt, dass kaum Platz zum Tanzen war.
Es gab auch die Ehrentänze, wobei die Mädchen den Vater von ihrem Partner und die Jungen die Mutter von ihrer Partnerin zum Tanz einluden. Dazu spielte die Musikkapelle zuerst einen Walzer und dann eine Polka. Gegen Mitternacht leerte sich langsam der Saal, die Jugend konnte es kaum erwarten, dass endlich keine Zuschauer mehr da waren.
Hatten es doch einige mit dem Heimgehen hinausgezögert, brachten die Jungen auf einem kleinen Wagen Stroh in den Saal, das sollte aufmerksam machen zum Schlafengehen. Die noch bleiben wollten, konnten sich so eine Schlafstelle errichten.
Jetzt kam der Höhepunkt des Abends, es wurden Tische im Saal aufgestellt und es gab das Festessen, das mit viel Sorgfalt vom Wirt zubereitet worden war. Die Spesen für Essen und Trinken musste der Junge tragen, dafür bekam er aber gewöhnlich von den Eltern des Mädchens 100 Lei.
Die Mädchen brachten eine Schachtel mit Mehlspeise mit zum Schmaus und so war es ein gemütliches Essen mit viel Unterhaltung.
Bis in die Morgenstunden wurde getanzt und gelacht. Müde und erschöpft trat man den Heimweg an.
Binglball
Viele der jüngeren Generation kennen diesen Ball nicht mehr.
Bindel war ein viereckiges Tuch, in das man sein Hab und Gut hinein getan und das Tuch anschließend zusammengebunden hatte. Heute trägt man so was in der Handtasche herum.
Beim Binglball hatte nur Einlass, wer mit einem Bindel kam.
Zu jener Zeit wurde nicht vom Wirt für das Essen gesorgt, sondern jeder musste seinen Bindel mit Essen mitbringen. Der Ball wurde bei Brigescht und später im Finsterhaus im kleinen Saal abgehalten. Es war eine kleine Kneipe und ein kleiner Tanzsaal.
Es war immer sehr lustig, wie alle mit ihrem Bindel erschienen sind, mancher trug es sogar an einem Stock über der Schulter hängend. Zum Tanz spielte meistens jemand auf der Ziehharmonika.
Unvergesslich blieb so ein Ball, von dem die alten Leute immer wieder erzählt haben, von daher auch meine Erinnerung.
Anna Stefan geb. Dittiger / Würzburg, im Dezember 2004
Lesen Sie dazu folgenden Originalbeitrag aus den Engelsbrunner Heften von Anna Stefan und Peter Titsch: